Donnerstag, 27. März 2014

Ein kritischer Rückblick auf den Echo 2014

von Katharina

Alle Jahre wieder versammelt sich ein Teil der deutschen Musikindustrie, um sich selbst mit dem Echo zu feiern. Dieses Jahr lockten die Veranstalter mit u.a. Marteria, den Sportfreunden Stiller, Birdy & Shakira als Liveacts. Was alles los war und wer die Preise abgesahnt hat, lest ihr hier.

Foto: PR

Eröffnet wurde die große Sause von einem Auftritt der Gastgeberin Helene Fischer mit Atemlos. In jeder Dorfdisko war dieser Song schon zum Partyhit avanciert und auch beim Echo sieht man einige (wenige) wild zu Helenes Playbackshow tanzen. Übrigens war das nur einer von traurigerweise vielen Playbackauftritten. Das müssen Shakira & Co. doch besser können.

Helene Fischer sorgte für einen furiosen Beginn
Foto: dpa

Mittlerweile kann man bei der Erinnerung an das Oscar Selfie um Gastgeberin Ellen DeGeneres nur noch den Kopf schütteln, denn wir werden geradewegs von einer Selfie Lawine überschüttet. Auch das hippe Erste Deutsche Fernsehen wollte auf diesen Zug aufspringen und so posierte Helene Fischer zwischen den beiden Jungs von BossHoss. Damit wurde dann bestimmt auch der letzte Jugendliche überzeugt.


"Na gut, ein Newcomer bin ich vielleicht nicht!"


Weltstar Shakira zu Gast in Berlin
Foto: AFP
Für Verwunderung und teilweise große Empörung, vor allem in der Twitter Communitiy, sorgten zwei Preisträger. Zum einen die Youtuber Y-Titty, die sich den Echo für das beste Video sicherten und auf der anderen Seite Max Herre, der in der Kategorie Hip-Hop/Urban National ausgezeichnet wurde. Gerade in diesen Fällen und auch bei Adel Tawil, der trotz seiner x-Jahre im Musikbusiness mit dem Newcomer Award ausgezeichnet wurde, sollte man zukünftig vielleicht mehrmals überlegen welchen Künstler man für welche Kategorie nominiert! Und wenn ich schon dabei bin: Ob es wirklich sinnvoll ist, lediglich die Verkaufszahlen als Kriterium für Deutschlands größten Musikpreis zu verwenden, sei mal so dahin gestellt.

Dann kamen es zu einer Kategorie, in der eine Band nominiert war, deren Nominierung bereits letztes Jahr eine Diskussion entfachte. Ich möchte diese Diskussion an dieser Stelle gar nicht wieder aufleben lassen und der Band Frei.Wild keine Aufmerksamkeit hier schenken. Nur soviel: man merkte des öfteren die Kameraflüge über das gesamte Publikum, wenn einer der verhinderten (oder boykottierenden?) Künstler genannt wurde, es gab Buh-Rufe während des Frei.Wild Einspielers und die Laudatoren von The BossHoss konnten sich den Seitenhieb „fast  alle haben [diesen Preis] verdient“ nicht verkneifen. Aber zu diesem Thema wurde ohnehin schon genug gesagt.

Weltrekorde und verrückte Masken


Ein Aushänger des Abends war der Weltrekordversuch von den Fantastischen Vier. In 250 Sekunden wollten sie 25 ihrer Songs unterbringen und das gelang ihnen natürlich auch. War ganz nett und unterhaltsam, aber das wars dann leider auch. Zwei mal hinschauen musste man dafür bei Jan Delays Liveauftritt. Er trat mit Bandmitgliedern auf, die in den verrücktesten Kostümen steckten. Damit hatte sich dann wenigstens geklärt, zu wessen Band der ganzkörperbehaarte Mann im Publikum neben Milky Chance gehörte.

Was gibt es noch zu sagen? Der Pandamann Cro trägt eine neue Baumwollmaske. Die Laudationen waren schleimig wie eh und je, dagegen waren die Dankesreden teilweise angenehm kurz. Teilweise! Und Moderatorin Helene Fischer war eigentlich ganz okay. Auch wenn für mich Schlagerneuling ihr knappes Outfit ein wenig unerwartet kam.

Marteria und Miss Platnum beim Echo
Foto: dpa
Mein persönlicher Lieblingsmoment war der Liveauftritt des Rostocker Rappers Marteria. Zusammen mit einem Knabenchor und der Berlinerin Miss Platnum performte er die Songs 'OMG' und 'Kids' von seinem aktuellen Album 'Zurück in die Zukunft 2'. Als typisches Mädchen und bekennender Fan kann ich mir folgenden Satz nicht verkneifen: Der Marten ist doch wirklich ein Süßer!

Allgemein habe ich mich zunächst doch auf einen angenehmen Musikabend gefreut und phasenweise wurde ich auch gut unterhalten. Aber dieser Preis ist mir mit der aufgesetzten Veranstaltung, seiner Musik und den Nominierten größtenteils leider auf die Nerven gegangen und gewonnen haben nur selten meine Favoriten. Zum Glück ist Musikgeschmack etwas Subjektives!
Alle Preisträger des Abends gibt es hier zum Nachlesen.

Abschließen möchte ich meinen Bericht zum Echo mit einem Zitat von Christoph Deckert, dem Bassisten von Jennifer Rostock.

Es ist mir bewusst, dass der Echo stumpfen und damit quasi wertneutralen Regularien gehorcht. Du verkaufst, du bist nominiert. Dementsprechend gewinnt im Normalfall die konsenstauglichste Belanglosigkeit. Wobei ich es generell für schlechtweg dumm halte, Verkaufszahlen als Maßstab zur qualitativen Bewertung von Musik heranzuziehen. Diese Praxis sollte dringend überdacht werden, damit "Deutschlands wichtigster Musikpreis" tatsächlich irgendwann mal so etwas künstlerische Authentizität erlangen kann.“


Das ganze Statement (hauptsächlich über die Diskussion um die umstrittene Band Frei.Wild) gibt’s zu lesen auf Deckerts privater Facebook Seite.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen